Mai
Autor diese Monatsberichtes Mai, Imkermeister Rudolf Jansen, Emsland.
Volksstärke ausgleichen
Sobald ich meine Bienen in den Raps umsetze, werden zuvor noch die Völker erweitert. Über dem Absperrgitter wird der Honigraum mit einem Teil Mittelwände aufgesetzt. Bei diesem Arbeitsgang schneide ich erstmals verdeckelte Drohnenbrutwaben für die Varroadezimierung aus, reguliere ggf. auch den Bestand an Futterwaben. Alle Völker werden möglichst gleichmäßig bestückt. Sollten einige in ihrer Stärke vorauseilen, werden zwei bis drei Brutwaben in den Honigraum gegen ausgebaute Waben umgehängt. Das wirkt vorerst schwarmhemmend. Auch eine Verstärkung durch etwas schwächere Völker kann, sofern nötig, durchgeführt werden.
Schröpfen ist schon mal nötig
Nun, wo die Bienen im Raps stehen, ist für uns Imker die Arbeitsspitze der Saison gekommen. Schwarmverhinderung, Ablegerbildung, Königinnenzucht, evtl. schon eine Schleuderung aus dem Löwenzahn, leider nicht in jedem Jahr, sind zu bewältigen. Dies gilt auch für den Jungimker mit weniger Völkern. Schließlich muss er sich erst in die Arbeitsmethoden einarbeiten und nötige Erfahrung sammeln, bevor alles in die Gewohnheit übergeht. Bei mir werden die Völker etwa in der zweiten Woche im Raps zwecks Schwarmverhinderung geschröpft. Je nach Volksstärke entnehme ich verdeckelte Brutwaben mit ansitzenden Bienen, aber auch etwas offene Brut. In Ablegerkästen kommen zwei besetzte Brutwaben (mit Futter) und eine Mittelwand. Weiteres Schröpfgut wird in Zargen für die Königinnenzucht als Sammelbrutableger zusammenstellt. In der Regel braucht man noch keinen Honig zu entnehmen. Es werden nur von starken Völkern ganze Honigzargen samt Bienen zu schwächeren Völkern hin ausgetauscht. Die Wirtschaftlichkeit in jeder Imkerei ist zu einem gut Teil von leistungsfähigen Königinnen abhängig. Darum sollte jeder Imker bemüht sein, unter bestmöglichen Bedingungen vitale Weiseln aufzuziehen. Hierfür müssen in jedem Jahr neu aufgebaute Reinzuchtvölker, den Zuchtbedingungen des DIB entsprechend, zur Verfügung stehen. Neuimkern empfehle ich, sich einen sogenannten Paten zu suchen oder sich an den Vereinsvorsitzenden zu wenden; er weiß, wo Zuchtstoff zu haben ist. Auf jeden Fall sollte man mit der Königinnenzucht, in welcher Form auch immer, unbeschwert anfangen. Das Erlebnis, die Freude, wenn die erste Majestät in Eilage geht, lässt sich nur schwer beschreiben.
Nur Mut!
Die Königinnenzucht muss einhergehen mit Maßnahmen für die Schwarmverhinderung und mit dem Aufbau von Ablegern. Das gilt sowohl für den Klein- wie für den Großimker. Hier heißt es nur, entsprechend der Größenordnung des Betriebes allen nötigen Aufwand nach Zeit und Maß gut vorausschauend und richtig zu bemessen.
Ableger für die Zucht
Den Sammelbrutablegern, am Heimatstand aufgestellt, werden für die Zucht jeweils zwei Brutwaben entnommen. Der Vorteil der damit gebildeten Brutableger, auch Starter genannt, liegt darin, dass immer elf- bis zwölftägige Bienen mit voll ausgebildeten Futtersaftdrüsen für die Königinnenpflege vorhanden sind. Da auf der einen Seite eine volle Futterwabe (Speckwabe) vorhanden sein muss, wird gegenüber als Deckwabe (Randwabe) eine Pollenwabe eingehängt. In die in der Mitte verbliebenen Wabengasse wird am neunten Tag, nachdem alle wilden Weiselzellen entfernt sind, Zuchtstoff gegeben. Das einfachste wäre, eine bestiftete Wabe von dem besten Standvolk einzuhängen – aber dann könnte man ja auch gleich die Schwarmzellen von den guten Völkern nehmen. Besser ist es, sich Zuchtstoff, zumindest im Anfang der Zucht, auf den bekannten Umlarvtagen zu beschaffen. Oft ist aber auch in den Vereinen gutes Bienenmaterial vorhanden, und man braucht nur einen erfahrenen Kollegen zu bitten, das Umlarven vorzunehmen. Wichtig ist, dass bis zum fünften Tag (Verdeckelung) mit Teig gefüttert wird. Ferner muss das Flugloch mit einem Absperrgitter versehen werden, damit keine fremde Königin zufliegen kann und die angezogenen Zellen ausbeißt. Am fünften Tag nach dem Umlarven werden die verdeckelten Zellen in Käfige umgesetzt (verschult) und auf zwei bis drei Völker zwischen offener Brut im Honigraum verteilt. Diese Bienenvölker, sogenannte Endpfleger, werden bis zu vierundzwanzig Stunden vorher durch Entnahme einer Wabe angemessen vorbereitet, damit sich die Pflege- und Baubienen in der Wabengasse (zwischen offener Brut) sammeln und somit die nötige Brutpflegewärme vorhanden ist. Im verbliebenen Sammelbrutableger bleibt eine Zelle und das Absperrgitter wird wieder entnommen. Steht Tracht bevor, wird diesem starken Ableger ein Honigraum aufgesetzt, um die Tracht voll zu nutzen.
Zunächst unbegattete Weisel
Sind die Königinnen geschlüpft, werden sie für Ableger, Kunstschwärme, Umweiselung oder für den Verkauf verwendet. Man verschenkt auch schon mal gern eine Königin an einen guten Freund oder Kollegen, der einem mal geholfen hat. Nach dem hier geschilderten Verfahren – es gibt auch noch andere Zuchtmethoden –, arbeiten alle Profis, jedoch mit einem Unterschied: nicht nur mit einem Starter, sondern, ihrem Bedarf entsprechend, mit zwei oder drei und beweiseln diese auch alle fünf Tage neu. Dann müssen natürlich ständig verdeckelte, schlupfreife Brutwaben nachgehängt werden. Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass wir bis jetzt nur unbegattete Königinnen zur Verfügung haben, dass von einer Begattung noch nicht die Rede war. Für den lokalen Verkauf werden ja meist auch nichtbegattete Weiseln benötigt. Unser Ziel ist es aber, begattete Königinnen zu erhalten. Darüber in der nächsten Ausgabe mehr. Da wir zur Schwarmvorbeuge Dreiwabenableger zusammengestellt haben, möchte ich kurz auf deren Vorteile und Nutzung eingehen. Für die Verwendung als Begattungsableger hat er die optimale Größe. Gerade für den Verkauf genügen Dreiwaben-Ableger! Mit seiner begatteten Königin lässt er sich einem bedürftigen Volk bei Weisellosigkeit schnell und einfach zugeben, ohne dass viel Wabenwerk bewegt oder entfernt werden muss. Sammelbrutableger müssten im zweiten Arbeitsgang wieder aufgeteilt werden.