Nassenheider Verdunster

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Eer wird zur Bekämpfung der Varroamilben benutzt.

Mit dem Verdunster wird die Ameisensäure gleichmäßig verdunstet je nach Größe des Bienenvolkes.

HINWEIS: Es gibt ein Video vom Erfinder des Verdunsters,Bruno Becker, einzusehen in unserem Forum www.derimker.de

Siehe auch Publikationen von Herrn Bruno Becker. In diversen Beiträgen stellt er seine Erfindung und deren Wirkungsweise dar.



Im nachfolgenden Beitrag beschreibt Bruno Becker seine Betriebsweise.

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Meine Betriebsweise

Betriebsweisen gibt es wohl so viele wie Imker. Durch die unterschiedlichen Tracht- und Witterungsbedingungen mag das auch vielfach berechtigt sein. Hinzu kommen die ungleichen Interessen bei Berufs-, Nebenerwerbs- und Hobbyimkern. Ein typisches Merkmal für Tätigkeiten in der Landwirtschaft, der unterschiedliche Arbeitsanfall im Jahreslauf ist in der Imkerei extra stark ausgeprägt und zeigt sich besonders in der Schwarmzeit. Wenn das beste Volk doppelt so viel Honig liefert wie der Standdurchschnitt, kann das ein Zeichen dafür sein, dass der Imker während der Schwarmzeit die Übersicht verloren hat. Also ist Umdenken angesagt: Entweder die Arbeitsweise ändern oder die Völkerzahl einschränken!

Mit dem Einzug der Varroamilbe ist der Aufwand für die Erhaltung gesunder leistungsfähiger Bienenvölker unbestritten gestiegen. Da lohnt es sich wohl, Überlegungen anzustellen, wie die zusätzlichen Arbeiten sinnvoll eingeordnet werden können. Zeit ist Geld, besonders in der Hauptsaison.

Die Nassenheider Betriebsweise hat das Ziel, unabhängig von örtlichen Gegebenheiten und Traditionen sowie persönlichen Interessen, die Bekämpfung der Parasiten praktisch komplett auf die Monate August bis Oktober zu beschränken und dadurch vor allem die Hauptsaison zu entlasten. Das muss kein frommer Wunsch sein, sondern ist durchaus realistisch, auch wenn manchmal behauptet wird, der Imker muss das ganze Jahr hinter den Milben her rennen. 3 Monate reichen dafür! Dazu muss als erstes mit dem hartnäckigen Vorurteil aufgeräumt werden, dass die Ameisensäure bei feuchtkühlem Sommerwetter nicht wirkt. Das stimmt nicht.

Die Ameisensäure wirkt selbst im Spätherbst noch, dann sogar besonders zuverlässig. Für den Beweis braucht man nur bei 8°C die Flasche zu öffnen und die Nase vorsichtig nähern. Wenn es riecht, verdunstet auch was. Ob es ausreicht, die Milben abzutöten, hängt von der Größe der Verdunstungsfläche ab. In üblichen Beuten sind ca. 1000 cm² möglich. Der „Nassenheider horizontal“ mit seiner Dosierung über den U-Docht nutzt das und ist dadurch von 8°C bis 35°C zuverlässig einsetzbar, ganz gleich, ob Regen oder Sonnenschein.

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Bild 1 vergleicht die Arbeitsweise unterschiedlicher Dochte. Die Dochte (1) und (2) saugen solange Flüssigkeit an, bis sie komplett durchtränkt sind, danach nur noch so viel wie verdunstet. Man erkennt daran, dass die Ameisensäure dort bei 30°C etwa 15x so schnell verdunstet wie bei 10°C. Für solche Dochte ist eine möglichst gleichmäßige Temperatur und Luftfeuchtigkeit erforderlich, z.B. Brutnestnähe. Nach dem Prinzip arbeitet der herkömmliche „Nassenheider Verdunster“ sehr zuverlässig. Manche Imker glauben, das geht überall in der Beute und geben Petrus dann die Schuld, wenn es nicht richtig klappt. Die U-Dochte (3) und (4) ( hier noch Musterdochte ) liefern im unteren Bereich sehr viel mehr Flüssigkeit. Sie arbeiten praktisch unabhängig von der Temperatur und von der Luftfeuchtigkeit und leiten die Säure auf den großen Horizontaldocht. Dort bildet sich ein nasser Fleck, der je nach der Witterung größer oder kleiner ist. Das mag manchem kompliziert erscheinen, ist es aber nicht. Der Verdunster macht das ganz alleine. Der Imker braucht nur zuzuschauen, wie das läuft.

Immer noch, so auch wieder im Deutschen Bienen Journal Heft 4/09 Seite 12 oben rechts wird von angeblichen Schwierigkeiten mit Ameisensäure bei feuchtkühlem Sommerwetter berichtet.

Die verwendeten Geräte als Ursache für die Schwierigkeiten sind schnell ermittelt, wenn man die Autoren kennt. Der Spätherbst ist für die Restentmilbung besonders wichtig, weil die Bienen dann bei Temperaturen von 8°C bis 12°C nur noch gelegentlich um den eigenen Stand kreisen und Reinfektion durch Nachbarstände dadurch praktisch keine Rolle spielt. Allerdings braucht man dafür meistens 85%ige AS. Der Zeitpunkt für den Wechsel ist gekommen, wenn der nasse Fleck bei 60%iger As den gesamten Horizontaldocht ausfüllt. Nach dem Wechsel auf 85%ige AS wird der Fleck wieder kleiner. Wenn man dann 3 Wochen später innerhalb von 10 bis 20 Tagen nicht mehr als eine Milbe unter der Gaze findet, also 0,05 bis 0,1 pro Tag, steht fest, dass vor dem 1.August des nächsten Jahres keine weiteren Arbeiten wegen der Milbe erforderlich sind. Im August und September erreicht man solche tollen Werte meistens nicht. Da hilft nur eines: Laufend kontrollieren, um für unliebsame Überraschungen gewappnet zu sein. Ich habe es schon erlebt, dass meine Bienen bei Läppertracht gezielt in eine Richtung flogen und schwer beladen mit Honig UND Milben heimkehrten. Merkt man das rechtzeitig und kann umgehend handeln, passiert den Völkern nichts. Wenn die Belastung durch eingeschleppte Milben nur wenige Tage dauert, vertragen sie eine ganze Menge. Wer dann aber erst auf den Wetterbericht schauen muss, ob sein Gerät überhaupt funktionieren kann, hat schlechte Karten.

Reizfütterung nicht unnötig der Milbe opfern!

Obgleich es unzulässig ist, Medikamente vorbeugend oder auf Verdacht einzusetzen, liest man immer wieder „gleich nach der Schleuderung behandeln“ wahrscheinlich von Imkern, die sich schon im Juni nicht vor Milben retten können. Nein, niemand außer mir kann wissen, wann ich an meinem Stand behandeln muss. Meine Bienen haben im Juli noch so wenig Milben, dass ich gleich nach der Schleuderung erst Reizfutter geben kann, damit die Königin fleißig weiter stiftet. Daraus schlüpfen die Bienen, die während der kritischen Phase der Durchlenzung am meisten Power haben. Die stärksten und fleißigsten Völker senden die meisten Suchbienen aus. Deshalb dort zuerst die Milben zählen! Gibt es bei denen nichts Verdächtiges, muss man bei den übrigen nicht jedes Mal nachsehen. Die praktische Anwendung

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Bild 2 zeigt den „Nassenheider horizontal“ im Magazin. Zuerst müssen hervorstehende Wachsbrücken entfernt werden, damit er gerade steht. Dann legt man Kunststofffolie und Horizontaldocht auf die Waben. Sie werden so groß zugeschnitten, dass ringsherum ca. 4-5 cm frei bleiben, damit die Säuredämpfe an den Außenseiten nach unten wandern und in die seitlichen Wabengassen eindringen. Dann den gefüllten Verdunster mit U-Docht und Schutzkorb rauf, das Ganze mit einer Ganz- oder Halbzarge eingehaust, Deckel rauf. Das ist alles.

In den nächsten Stunden wird der nasse Säurefleck auf dem Horizontaldocht so lange größer, bis er sich auf das Wetter eingestellt hat. Das erfolgt so langsam, dass die Bienen nichts merken, völlig ruhig bleiben und nicht die Brut verlassen wie beim Schwammtuch. Ob 10°C oder 30°C, Regen oder Sonnenschein, der Verdunster stellt sich danach immer automatisch auf die optimale Verdunstungsfläche ein.

An der Größe des nassen Fleckes kann man auch ungefähr einschätzen, wann andere Geräte mit ihrem Latein am Ende sind und daran erkennen, dass es nicht an der Ameisensäure liegt wenn sie nicht wirkt, sondern am Gerät.

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Für Hinterbehandlungs- und Lagerbeuten ( Bild 3 ) wird der Verdunster zusammen mit Folie und Horizontaldocht in ein Rähmchen eingebaut und entgegengesetzt vom Flugloch reingehängt. Folie und Horizontaldocht müssen wie beim Magazin unter den Füssen des Horizontal-Verdunsters liegen, werden dann nach oben umgeschlagen und an der oberen Rähmchenleiste mit ein paar Reißzwecken befestigt. Am besten nicht im letzten Moment, sondern möglichst vorab in Ruhe erledigen. In der mitgelieferten Gebrauchsanleitung ist das noch ausführlicher beschrieben. Das Rähmchen mit dem Verdunster soll entgegengesetzt vom Flugloch im Warmbau stehen. Im Kaltbau, also links oder rechts vom Flugloch würden zu viel Säuredämpfe auf kurzem Weg die Beute verlassen. Im Magazin von oben spielt Kalt- oder Warmbau keine Rolle.

Der Baurahmen ist das Stimmungsbarometer für den Imker und lenkt den Drohnenbau in geregelte Bahnen. Das war schon immer so und sollte auch so bleiben. Dafür reicht aber einer. Natürlich werden damit auch ein paar Milben entfernt, aber darum geht es bei dieser Betriebsweise nicht. Mitten im Wintersitz, wie manchmal geraten wird, halte ich den Baurahmen nicht nur für unnötig, sonder sogar für schädlich. Die Bienen sollen Drohnenbau errichten und Drohnenmaden füttern, wenn sie es selber wollen. Das zeigen sie uns hinter der ersten Mittelwand. Im zeitigen Frühjahr sind Arbeitsbienen wichtiger. Manche Imker empfehlen bis zu 3 Baurahmen im Wechsel, um der Milben Herr zu werden. Die sollten sich überlegen, was sie im Spätherbst versäumt haben und wie viel Honig damit verschenkt wird. Wachs ist etwa doppelt so teuer wie Honig. Die Bienen brauchen aber 4 bis 8x so viel Honig, um die gleiche Menge Wachs auszuschwitzen. Natürlich sollen die Bienen bauen, auch und vor allem zur Erneuerung der Waben, aber nicht unnötig!

Und dann die vor Milben strotzenden Brutwaben der Wirtschaftsvölker! Um trotzdem den frühest möglichen Einsatz der Ameisensäure nach der Schleuderung ungeschoren zu erreichen, sollen die Brutwaben raus zur Ablegerbildung oder was weiß ich sonst noch alles. Damit sind die Milben des Volkes aber nicht verschwunden, sondern nur schön verteilt. Anstatt in der Nachsaison richtig zu bekämpfen, werden sie in der Hauptsaison verteilt und dann an verschiedenen Stellen bekämpft! So wird kostbare Zeit verschenkt. Aus meiner Sicht sind das alles Notlösungen, die man sich sparen kann, wenn die Restentmilbung im Spätherbst korrekt durchgeführt wird.

Wenn ich bei meinen Wirtschaftsvölkern im Juni 1-2 Milben pro Tag finde, haben die daraus mit 1-2 Brutwaben gebildeten Ableger natürlich noch viel weniger und brauchen selten vor September behandelt zu werden. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass kleinere Volkseinheiten nicht so weit fliegen, weniger Suchbienen aussenden und dadurch beim Abkassieren von Milben in der Nachbarschaft eher zu spät kommen als die Wirtschaftsvölker. Noch einmal: Zeit ist Geld, besonders in der Hauptsaison.

Deshalb Milben hauptsächlich im Spätherbst bekämpfen!

Der Einsatz der Oxalsäure ist spekulativ und eher eine Notlösung für Imker, welche die Restenmilbung im Oktober versäumt haben, denn die Bienen müssen sich dabei unnötig lange mit den Parasiten herum plagen. Außerdem wurde schon oft bedauert, dass es wegen fehlender Brutfreiheit nicht richtig klappte.

Bruno Becker www.bienen-becker.de

Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Verfassers, Bruno Becker

Anmerkung: siehe auch Imkerlexikon


Weblinks

Ameisensäure im Neuen Imkerforum